- Epipactis greuteri ssp. preinensis K. SEISER (2001)

Greuters Ständelwurz - Unterart von Prein in Niederösterreich
Syn.:
Epipactis greuteri var. preinensis K. SEISER (2004)
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Verbreitung: Diese Unterart wurde erst 1996 im südlichen Niederösterreich von KURT SEISER entdeckt und dann im Jahre 2001 als Subspezies von Epipactis greuteri beschrieben. Bis heute ist es die einzige bekannte Population, die glücklicherweise recht individuenreich ist.
Es ist jedoch nicht unmöglich, dass noch mehr Fundorte der schattig und luftfeucht stehenden Sippe unentdeckt blieben, oder bereits bekannte, als Epipactis greuteri ssp. greuteri gewertete Populationen eher zu ssp. preinensis gehören.
Auf der tchechischen Internetseite http://flora.nikde.cz werden beispielsweise sehr ähnliche Pflanzen abgebildet.
Trotz morphologischer Ähnlichkeiten bleibt die deutlich unterschiedliche Blütezeit im Raume stehen.
Andererseits scheinen die tschechischen Pflanzen sonniger zu stehen, worauf auch die erhöhte Blattanzahl der auffallend kurzen und eiförmigen Blätter hindeutet.

Höhenverbreitung
800-900 m

Standort:
kühler Schluchtwald im untermontanen Fichten-Tannen-Buchenwald, in der näheren Umgebung eines tief eingeschnittenen Bachtales mit hoher Luftfeuchtigkeit über Schiefer.
Die Pflanzen stehen teilweise sehr nah am Bachrand, teilweise in der krautreichen Bachufervegetation, oder aber auch etwas sonniger am ebenfalls sehr krautreichen Wegesrand. Offenbar kann sie sich gegenüber ihren Lichtkonkurrenten recht gut behaupten.
Als weitere Orchideen im weiteren Umkreis konnten bisher nur Neottia nidus-avis und vereinzelte Epipactis helleborine nachgewiesen werden. Letztere befanden sich bemerkenswerterweise in der Blüte nur wenig weiter als Epipactis greuteri ssp. preinensis, was ein Hinweis auf ein generell kühleres Klima in diesem Bereich sein könnte.

Blütezeit: (Anfang) Mitte - Ende August

Merkmale:
Habitus:
20 - 70 cm hoch, aufrecht, gelegentlich etwas gebogen, größtenteils einzeln stehend, kann jedoch bis zu 4 Triebe aus einem Rhizom bilden
Stängel dick, unten 7 mm, oben 4 mm im Durchmesser, im Bereich des Blütenstandes ziemlich stark weisslich bis grauweisslich kurz behaart
Niederblätter meist 1, relativ klein, scheidenförmig stängelumfassend und eiförmig, erst bei ca. 8 cm über dem Boden ansetzend
Laubblätter
3 - 4 mit einer Länge von 6 - 7 cm und einer Breite von ca. 2 cm breit, eiförmig - lanzettlich, länger (teilweise mehr als doppelt so lang) als das zugehörige Internodium, am Rande oft leicht gewellt, mehr aufwärts gerichtet als bei
ssp. greuteri und kaum überhängend
Hochblätter 2 - 3, tragblattähnlich, hängend, 4,5 - 6 cm lang und (an der breitesten Stelle) 0,5 - 1 cm breit
Brakteen (Tragblätter) auffallend groß, schmal lanzettlich, alle herab - bzw. überhängend, die unteren mehrfach länger als die Blüten, nach oben hin kürzer werdend, nur 5 mm an der breitesten Stelle
Blütenstand durchnittlich ca., 40 % des ganzen Blütentriebes einehmend, Blüten ± einseitwendig, mit bis zu 60 Blüten besetzt
Fruchtknoten Fruchtstiel 3 - 6 mm lang, Frucht hängend etwa birnenförmig, bis knapp 2 cm lang und 3 - 5 mm im Durchmesser, kurz vor Beginn des Blühens am Blütenstiel nach unten neigend, deutlich kürzer und dicker als bei
ssp. greuteri, seitlich stark abgeflacht, so dass er im Querschnitt schmal oval ist.
Blüten mittelgroß, in knospendem Zustand zunächst aufrecht, dann nach unten geneigt, weit geöffnet, etwas farbiger als bei
ssp. greuteri. Vor allem in etwas fortgeschrittenerem Blühstadium nimmt die Intensität der rosa-Färbung zu.
Sepala aussen grün, innen weißlichgrün, länger als die Petalen, an den Enden leicht nach hinten gebogen
Petala etwas heller als Sepala, mit grünem Mittelnerv und ebenfalls leicht nach hinten gebogenen Enden
Hypochil
(Lippenhinterteil) grünlich bis (später) schwach rotbraun, Nektarproduktion vermindert aber vorhanden
Durchgang vom Hypochil zum Epichil
±
breit und relativ flach
Epichil
(Lippenvorderteil) weiß mit grünem Höcker, im Verlauf der Anthese krümmt sich die Spitze zurück und es entwickelt sich eine eher herzförmige bis breit dreieckige Form, die anfangs weißen Bereiche färben sich bei fortschreitender Anthese schwach purpurn, wobei die grünen Kalli erhalten bleiben
Säule
in ihrer Gestalt der
ssp. greuteri sehr ähnlich, das Rostellum bildet keine Klebdrüse aus, die Anthere ist etwas länger gestielt und seitliche Staminodiallappen sind länger als bei den thüringischen greuteri, die oberer Narbenfläche "flieht" in einem Winkel von etwa 40° zu Säulenachse nach hinten und endet dann in einem konsolenartigen unteren Narbenbereich, der wiederum in einem stumpfen Winkel von etwa 110° zum oberen Narbenbereich steht.
Pollinien sitzen basal im kurzen Klinandrium
, überragen aber fast zur Gänze den oberen Narbenrand, sind in frischen Blüten kompakt, werden dann aber bald pulvrig
Bestäubung obligat autogam (Selbstbestäubung)

04.08.2006 Prein / Niederösterreich - Einzelblüte -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - Habitus -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - Blütenstandsausschnitt -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - Blüte von oben; so wie man sie als erstes sieht -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - die Blütenblätter wirken "blumiger" und "geschmeidiger" als bei der thüringischen ssp. greuteri
Hybriden: bisher keine bekannt
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - Anfang August sind die meisten Exemplare noch in Knospe -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - die Säule von der Seite; die Anthere ist deutlich gestielt -
04.08.2006 Prein / Niederösterreich
04.08.2006 Prein / Niederösterreich
04.08.2006 Prein / Niederösterreich - das dunkle luftfeuchte und unterwuchsreiche Biotop an einem Bachlauf