| Wuchshöhe
30- 50 cm. Der Stängel
der schlanken, zierlichen Pflanze ist hellgrün, im oberen Bereich braunrot
überlaufen und relativ dünn. Die schmalen, rinnig gefalteten Laubblätter
bilden am Grund keine Rosette, sondern sind am Stängel verteilt. Sie sind
schräg aufwärts gerichtet und ungefleckt. Knospende bzw. austreibende
Pflanzen sind in der meist recht hohen Vegetation der Flachmoore kaum von den
Riedgräsern zu unterscheiden! (Trittgefährdung) Die hautartigen Tragblätter
sind meistens bräunlich überlaufen und wenig länger als der Fruchtknoten.
Der Blütenstand ist aufgelockert und mit
großen, hellrosa bis dunkelviolett gefärbten, schräg abstehenden
Blüten besetzt. Die seitlichen eiförmig- lanzettlichen Sepalen sind
schräg seitwärts oder gänzlich nach oben geschlagen. Die Petalen
bilden mit dem mittlerem Sepalum über der Säule einen Helm. Die
auffallende Lippe ist am Ende leicht dreigeteilt, hat ihre Seitenlappen im Vergleich
zu der sehr ähnlichen Anacamptis laxiflora stets ausgebreitet oder
nur wenig herabgeschlagen. An der helleren Lippenbasis beginnend ziert eine gut
erkennbare Punkt- oder Strichzeichnung den Lippenmittelteil. Dieses Merkmal, sowie
der stets längere, vorgezogene Mittellappen der dreigeteilten Lippe unterscheidet
An. palustris von ihrer nahen und etwas dunkelblütigeren Verwandten
An. laxiflora. Letztere kommt im deutschen Raum auch nicht vor. Der
zylindrische, stumpf und ungeteilt endende Sporn ist meist waagerecht gestellt,
was narürlich von der Stellung der Blüte abhängt. Man kann aber
sagen, dass er mit dem Helm eine Linie bildet. Er ist etwa so lang, oder nur wenig
kürzer als der Fruchtknoten. Nicht nur in Deutschland ist diese zierliche
und empfindliche Orchidee leider sehr selten geworden und durch Eingriffe in den
Wasserhaushalt, Nährstoffeinbringung und auch Betreten der bestehenden Biotope
extrem gefährdet. Im deutschsprachigen Raum ist sie vom Aussterben bedroht!
Das Verbreitungsgebiet ist sehr lückig und reicht von Gotland im Norden
über Mitteleuropa bis Sizilien und Nordafrika. Im Westen besitzt sie Vorkommen
auf der iberischen Halbinsel, im Osten Europas bis einschließlich Ungarn.
Auf den britischen Inseln fehlt sie. Sie besiedelt sehr feuchte Flach- und
Niedermoore mit hohem Kalkgehalt
(ist an diesen aber nicht gebunden)und geeignete
Feuchtbiotope im Küstenbereich (Mittelmeergebiet). Gern steht sie, zumindest
zeitweise, "feuchten Fußes" in seichtem Wasser. Als eine der wenigen
Orchideenarten verträgt sie auch salzhaltige Böden. In ihrer Umgebung
findet man weitere klassische Sumpfpflanzen und -orchideen der Kalkflachmoore
wie z. B. Dactylorhiza incarnata,
Dactylorhiza ochroleuca, D. majalis u.a.
Die Höhengrenze in Mitteleuropa liegt bei ca. 600m. Blütezeit
in normalen Jahren ist von Anfang bis Ende Juni. | | |  | | | | | | |
| | | | 20.06.2004
Oberbayern - Kalk-flachmoor am Alpenrand mit D. incarnata, D.ochroleuca, D. fuchsii,
D. majalis, Pedicularis palustris und Iris sibirica | | |