| Anmerkung:
Bereits in früheren Zeiten wurden aufgrund morphologischer
Merkmalsgemeinsamkeiten die Gattungen Listera und Neottia bereits vereinigt. In
der Tat besitzen alle drei europäischen Arten der Gattung Neottia
beispielsweise einen sehr ähnlichen Blütenbau. Alle drei Arten sind
spornlos, besitzen aber eine nektarbildende Grube (Nektarium). Sie produziert
den bestäuberanlockenden Nektar, der sich in einer Furche längs über
die Lippe bis zum V- Einschnitt der beiden Lippenzipfel zieht. Speziell
der Vorgang der Bestäubung und der damit zusammenhängende Säulchenbau
ist bei allen 3 europäischen Species fast gleich und im Buch über "Die
Orchideen Nordrhein-Westfalens" von J. CLAESSENS &
J. KLEYNEN (2001) sehr schön beschrieben.
Als Trennungsmerkmal könnten wiederum die fehlenden Blätter und Chlorophyllosigkeit
von nidus-avis angeführt werden. Allerdings könnte nidus-avis
ebenso gut einen grün beblätterten Vorfahr gehabt haben. Außerdem
gibt es derartige Fälle einer nahen Verwandtschaft grünbeblätterter
mit chlorophyllfreien Arten auch in der Gattung Cephalanthera. Ein morphologisches
Bindeglied könnte vielleicht die in Asien vorkommende Neottia listeroides
darstellen. Diese ebenfalls mykotroph lebende Art ist unserer nidus-avis
habituell sehr ähnlich, in den grünen Blüten wiederum kommt sie
nahe an ovata.
Verbreitung:
Neottia ovata ist eine sehr
stabile und kaum variable Art ohne allzu spezielle Ansprüche an ihre Umgebung.
Dadurch ist sie vor allem in den temperaten Klimazone Europas bis nach Asien nicht
selten und allgemein weit verbreitet. In den mediterranen Gegenden beschränken
sich ihre Vorkommen meist auf kühlere Waldregionen. In Mitteleuropa ist
sie eine häufige, wenn nicht sogar die häufigste Orchideenart. Zu
ihren Biotopen zählen leicht beschattete Wiesen, lichte Laub- und Mischwälder,
Parkanlagen, Wegränder. Wie oben bereits angedeutet stellt sie keine
speziellen Ansprüche und kommt über leicht versauertem und nährstoffreicheren
Untergrund ebenso wie auf kalkreichem vor. Da
sie aber ofmals gern in Gesellschaft weiterer, meist seltenerer Orchideenarten
zu finden ist, ist sie als Indikator für wertvolle Biotope sehr hilfreich.
Blütezeit:
beginnend Ende April
bis weit in den Sommer, je nach Höhenlage
Merkmale:
Habitus: schlanke Pflanze
mit einer Wuchshöhe bis zu 60 cm, Stängel steif, bei höheren Pflanzen
etwas drahtig wirkend, bei niederwüchsigen eher dick und stämmig, grün
bis bräunlich gefärbt, leicht filzig behaart. Etwas über dem
Grund befinden sich 2 (ganz selten mehr) große, breit eiförmige und
mehrnervige Laubblätter beinah gegenständig angeordnet, Blütenstand
lange, lockere, allseitswendige und relativ vielblütige Ähre mit,
aufgrund der grünen bis leicht gelblich bräunlichen Blüten relativ
unauffällig, Bracteen klein, herzförmig zugespitzt und in etwa so lang
wie das grüne bis rötlich braune Blütenstielchen; Fruchtknoten
rundlich, spindelförmig, etwas kürzer als der Blütenstiel Blüten
spornlos, gelblich (vor allem nach sehr kühlen Perioden während
der Knospenphase) oder grün
Perigonblätter konkav gewölbt, etwas nach vorn gerichtet und
einen sehr lockeren Helm bildend und leicht bräunlich gerändert
Lippe grün oder gelb-grün,
tief zweispaltig mit stumpf endenden Zipfeln, am Grund mit einem nektarproduzierendem
Grübchen, herabfließender Nektar ist meist als glänzender Längsstrich
in der Mitte der Lippe sichtbar und lockt verschiedenste Insekten an Bestäubung
in der Regel allogam, das Rostellum ist als relativ großer Lappen nach
vorn gerichtet, während die Pollinien oberhalb gelagert sind. Bei der leichtesten
Berührung wird ein sehr klebriges Sekret abgesondert und die Pollinien werden
an den Kopf oder Rücken des nektarsuchenden Insektes geheftet. Sofort nach
der Entnahme der Pollinien biegt sicht der zuvor vorgestandene Rostellumlappen
nach unten und schützt somit den Narbenbereich vor einer Bestäubung
mit eigenem Pollen. Erst nach einer geraumen Weile, meist wenn das Insekt die
Pflanze bereits verlassen hat biegt es sich wieder nach oben, vertrocknet und
macht den Weg zum Narbenbereich für andere Insekten, nun zur Bestäubung,
wieder frei. | | | | | | | |