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In Nordeuropa steht sie vornehmlich auf kalkreichen Feucht-
oder auch Strandwiesen von den Küstenlagen bis 500
Höhenmeteren in den mittleren Bergregionen
Im alpinen Bereich besiedelt sie quellnasse, lichtbegünstigte
Hänge, Flachmoore und Kiefernwaldmoore in Lagen zwischen 1350 und 2500 Metern
ü.M. Selten dass sie unter 1000 Metern zu finden ist. Sie gilt als ausgesprochen
kalkliebend und besiedelt ausschließlich sehr nasse Biotope. Im Alpenbereich
gern mit fließendem Quellwasser. Ihre Standortansprüche sind wesentlich
spezifischer als bei D. incarnata. Blütezeit:
In den Alpen wie auch in Nordeuropa von Mitte Juni bis Mitte Juli, abhängig
von den klimatischen Bedingungen der jeweiligen Lebensräume. Die Populationen
auf den britischen Inseln blühen in etwa einen Monat früher. Bemerkenswert
ist, dass laut SUNDERMANN (1980), die nordischen
Populationen 2 - 3 Wochen nach D. incarnata blühen und in den Alpen
zusammen mit D. majalis - phänologisch also deutlich vor D. incarnata.
In der Tat fanden auch wir D. majalis ssp. alpestris im
gleichen Biotop in ähnlichem Blühstadium in Südtirol vor. Verbreitung:
In Europa besitzen die Vorkommen den Status von Vorposten, da das weitaus größere
Verbreitungsgebiet in den borealen und temperaten Zonen Asiens liegt, was sich
östlich und oberhalb des 50 igsten Breitengrades bis zum Baikalsee erstreckt. Allerdings
hängt die Angabe der Verbreitung in erster Linie von der Definition der Art
D. cruenta ab. Die nördlichsten Vorkommen liegen an der Nordwest-Küste
Norwegens, die südliche Verbreitungsgrenze bilden die hohen Lagen der Südalpen. Stellt
man die Exemplare Irlands und Schottlands zu cruenta, so wäre dies
die westliche Arealgrenze. Allerdings bestehen Zweifel, ob es sich bei diesen
Populationen nicht eher um Varietäten von D. incarnata handelt, wie
z.B. D. incarnata var. hyphaematodes, was auch die frühe Blütezeit
erklären würde. Wenn dem so wäre, würden die Südalpen
auch die westliche Arealgrenze darstellen. In Südtirol liegen die Hauptvorkommen
in den Dolomiten. Nach Westen, zur französischen Grenze hin, nimmt die Anzahl
der bisher bekannten Vorkommen immer weiter ab. Im alpinen Bereich sind Vorkommen
aus dem österreichischen Osttirol, dem norditalienischen Südtirol, den
schweizer und französischen Alpen bekannt. In Deutschland konnte sie noch
nicht nachgewiesen werden. Frühere Angaben beziehen sich wahscheinlich auf
die beidseits gefleckte Form der D. incarnata ssp. serotina.
Abgrenzug
zu :
D.
incarnata: Wuchs
höher, Laubblätter länger und schmaler, ungefleckt (außer
bei var. hyphaematodes), in der Stellung mehr zum Stängel hin orientiert,
mehr gekielt und mit kapuzenförmig zusammengzogenen Spitzen; Blüten
im Schnitt etwas größer, weniger intensiv gefärbt (Fleischfarbene
Fingerwurz) mit etwas schmaleren, oft deutlicher dreigeteilten und stärker
zurückgeschlagenen Seitenlappen der Lippen und etwas dünnerem Sporn. Der
Wasserhaushalt bei D. incarnata kann von sehr nass bis feucht variieren.
Sie kommt somit auch in Feuchtwiesen vor, während D. cruenta gern
dauerhaft "feuchten Fußes" steht und nur in sehr kalkreichem Gebiet
anzutreffen ist.
D.
incarnata var. hyphaematodes: Wuchs
wesentlich höher (oft höher als bei var. incarnata) mit deutlich
längeren Laubblättern, die ebenfalls beidseitig (!) gezeichnet sind,
aber eher braun-rot dicht beprüht bis überlaufen wirken. Blüten
und Tragblätter allerdings sind von D. cruenta nicht zu unterscheiden. Blütezeit
ca. 1 -2 Wochen vor (!) var. incarnata im gleichen Biotop mit ähnlichen
Biotopsansprüchen wie D. incarnata.
D.
incarnata ssp. serotina
beidseits gefleckte
Form: Wuchs
wesentlich schlanker mit langen schmalen Blättern, die zwar auch beidseitig
aber weniger intensiv gefleckt sind. Blätter in der Stellung am Stängel
orientiert, schmal lanzettlich, mit kapuzenförmig zusammengezogenen Spitzen. Blütenstand
weniger dicht - und ärmerblütig; Blütenlippen etwas länger
und schmaler; Blütezeit ca. 1 - 2 Wochen nach (!) ssp. incarnata. Diese
Sippe könnte den Grund für die Angaben von Dactylorhiza cruenta
aus Oberbayern und Norddeutschlands darstellen.
Merkmale:
Habitus: In der Regel robuste, gedrungen kleine
Pflanze mit einer Wuchshöhe von 15 - 30 cm, Blätter breit lanzettlich
bis fast oval im alpinen Raum, allerdings ist der Habitus der alpinen zu den nordischen
Pflanzen unterschiedlich. Die alpinen cruenta besitzen oft breit ovale,
schräg vom Stängel abstehende untere Blätter, mit der breitesten
Stelle unterhalb der Mitte, wobei die nordischen Pflanzen meist schmälere,
schräg aufwärts gestellte und spitz endende Blätter aufweisen. Die
Variabilität in Form, Größe und Intensität der Fleckung der
Blätter ist über das gesamte Verbreitungsgebiet gesehen recht groß. Gemeinsam
ist ihnen aber stets der auffallend dicke, hohle, meist hellgrüne Stängel
und die beidseitig gefleckten oder "blutrot" überlaufenen Blätter,
die allerdings in seltenen Fällen auch ungefleckt oder nur einseitig gefleckt
sein können. Das oberste Blatt erreicht den Blütenstand.
Blütenstand:
in der Regel relativ kurz und gedrungen,
mehr oder weniger dicht mit kleinen, meist dunkelrosa bis dunkel-blutroten Blüten
besetzt und mit dunkelbraunrot gefleckten oder überlaufenen Tragblättern
"durchwirkt".
Sepala: oval- lanzettlich, seitliche abstehend,
vor allem bei den nordischen Pflanzen steil nach oben gerichtet und mit einem
dunkelrotem Schleifenmuster versehen, seitliche aufwärts gerichtet und nach
außen gedreht, das mittlere mit den Petala einen lockeren Helm bildend
Petala: kurzer als Sepala, breit eiförmig
und auf den Inneneseiten ebenfalls mit einem dinklen Schleifenmuster geziert.
Lippe: mit
6 mm Länge klein, so breit wie, oder breiter als lang,
flach ausgebreitet bis sattelförmig, dreigeteilt mit leicht gezähnten
Seitenrändern. Auffallend groß ist der Sporneingang. Sporn:
relativ dick beginnend, und dann stark konosch zulaufend, etwa drei Viertel so
lang wie der Fruchtknoten
Die Blüten allein sind zur Unterscheidung
von D. cruenta zu anderen Mitgliedern des incarnata-Komplexes kaum
geeignet. Lediglich die im Schnitt dunklere Blütenfarbe und Zeichnung,
sowie der große Sporneingang sind einigermaßen (!) durchgängige
Merkmale. Dactylorhiza cruenta ist, auf welcher taxonomischen Ebene
auch immer, ein sehr umstrittenes Taxon, da die Konspezifität der verschiedenen
Populationen von den oftmals sehr weit voneinander entfernt liegenden Wuchsorten
immer wieder angezweifelt wird. | | | | |